Patrick Bernaus Artikel in der FAZ über Pabst Franziskus angebliche „Geisselung“ der Konsumgesellschaft

Patrick Bernau  stört sich in einem FAZ-Artikel daran, dass Pabst Franziskus angeblich die Konsumgesellschaft „geißeln“ würde, obwohl eben diese doch der Grund dafür wäre, dass über eine Milliarde Menschen in den letzten 25 Jahren aus der Armut gekommen wären. Die Statistik zur erfolgreichen Armutsbekämpfung lasse ich mal weg. Durch einen kleinen Twitter-Chat mit Herrn Bernau habe ich mich jetzt zu dieser Randnotiz verleiten lassen.

Meiner Meinung nach ist der Satz von Herrn Bernau, „Der Papst geißelt die Konsumgesellschaft.“ schlicht falsch und missversteht die Aussagen des Pabstes (auf reißerische Art und Weise). Keinesfalls prangert der Pabst die „Konsumgesellschaft“ an. Ich beziehe mich hier auf die englische Übersetzung von CBC-News:

„In a society so often intoxicated by consumerism and hedonism, wealth and extravagance, appearances and narcissism, this child calls us to act soberly, in other words, in a way that is simple, balanced, consistent, capable of seeing and doing what is essential,“.

Ich gehe davon aus, dass der Pabst auf italienisch gesprochen hat (?). Wenn diese Übersetzung ins Englische zutreffend sein sollte, übersetzt Google das wie folgt ins Deutsche:

„In einer Gesellschaft, die so oft von Konsumismus und Hedonismus, Reichtum und Extravaganz, Auftritte und Narzissmus berauscht, ruft dieses Kind uns nüchtern handeln, mit anderen Worten, in einer Weise, die einfach, ausgeglichen, konsistent ist, in der Lage zu sehen und zu tun, was erforderlich,“.

„Intoxicated“ könnte man auch mit „vergiftet“ übersetzen. Ich lasse das mal trotz grammatikalischer Schwächen so stehen.

Zwischen „Konsumgesellschaft“ und „Konsumismus“ ist mit Sicherheit ein Unterschied zu sehen. Auf Wikipedia steht dazu:

Konsumismus[1][2], auch Konsumerismus[3][4][5] oder Konsumentismus[6] (von lat. consumere – verbrauchen), ist ein übersteigertes Konsumverhalten zum Zweck der gesellschaftlichen Distinktion oder des Strebens nach Identität, Lebenssinn und Glück. Der Begriff wird zumeist in kritischer Absicht verwendet.“

Der Pabst ruft zum Maßhalten auf, geißeln tut er nichts. Ich halte das für verfälschend und auch reißerisch, ihm so etwas in den Mund zu legen, die Kommentare auf Twitter zu dem Artikel legen Nahe, dass es nicht nur mir so geht. Zumal er ausdrücklich ein Pabst der „Armen“ ist und vor kurzem (Quelle: Erinnerung) wohl den Bischöfen mal ans Herz gelegt hat, sich in ihrem Konsumverhalten einzuschränken. Er selber bewohnt eine 2-Zimmer-Gästewohnung im Vatikan, war glaube ich im ZDF heute-journal.

Als Randnotiz zur Randnotiz vielleicht noch der Link zu „Extra-Drei“ und dem Verpackungswahnsinn, über den ich grade bei Facebook stolperte.