Anmerkung vorab: zum ersten Mal überhaupt ist ein Facebook-Kommentar von mir „verschwunden“. Er wird in meinem Aktivitätenprotokoll und in meinem Account angezeigt, ein Link dazu in einem anonymen Browserfenster (oder als Link hier im Blog) aber nicht. Deshalb mein Kommentar an die Zeit hier im Blog, um ihn überhaupt verlinken zu können und festzuhalten. Facebook habe ich diesbezüglich schon kontaktiert. Ist mir noch nie passiert.
Die verzerrte Darstellung ist beschämend, denn …
- ZDF Unterhaltungsschef Dr. Himmler sagte kurz nach Ausstrahlung: „Wir sind bekannt dafür, dass wir bei unseren Satire-Formaten breite Schultern haben und den Protagonisten große Freiräume geben. Aber es gibt auch Grenzen der Ironie und der Satire. In diesem Fall wurden sie klar überschritten“
- ZDF Intendtant Dr. Bellut entschuldigte sich beim türkischen Botschafter am darauf folgenden Montag und brachte «sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass der Beitrag Gefühle von Zuschauerinnen und Zuschauern verletzt hat»
- In der ZDF-Stellungnahme gegenüber der Staatsanwaltschaft Mainz heißt es: „Das ZDF hatte am Tag nach der Ausstrahlung entschieden, das umstrittene „Schmähgedicht“ nicht mehr zu verbreiten, weil die Passage nicht den Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF entspricht.“ Das geschah übrigens im Einvernehmen mit Herrn Böhmermann.
Ich empfehle zudem den Beitrag von der „Konkurenzveranstaltung“ Extra 3
Christian Ehring hat in der ARD (NDR) Böhmi in der letzten Sendung ordentlich aufs Korn genommen.
„Wo ist die Grenze der Satire? … Die Grenze der Satire ist erreicht, wenn man als Satiriker Peter Altmaier um Hilfe bittet. … Ist man jetzt der coolste Junge auf dem Schulhof oder trägt man dem Lehrer die Tasche. … Also bisschen der Gangstarapper, der nach dem Auftritt von der Bühne geht und sich von seiner Mutter mit Spucke den Schmutz von der Backe wischen lässt“
Ab Minute 2:30
„Eine ZDF-Affäre, keine Staatsaffäre“
Uwe Vorkötter schreibt auf Horizont.de:
Und das ZDF? Ein kluger Chefredakteur antwortete einmal auf die Frage, wofür ein Chefredakteur eigentlich zuständig sei, dass er ab und zu verhindern könne, dass ein besonders großer Unfug in der Zeitung stehe. Beim Fernsehen, Abteilung Unterhaltung, ist der Programmdirektor dafür zuständig. Der Programmdirektor Norbert Himmler vom ZDF hat den Böhmermann-Beitrag nach der Erstausstrahlung aus der Sendung entfernen lassen, weil er den Qualitätsansprüchen des ZDF nicht entspreche. Das ist eine eigenartige Begründung, denn es ging ja wohl, siehe oben, um handfeste Rechtsverletzungen, nicht darum, ob diese Satire auch ganz bestimmt lustig war. Die eigentliche Frage aber lautet: warum hinterher?
Die Schmäkritik richtete sich übrigens keineswegs allein gegen den ersten in einer Direktwahl gewählten Staatspräsidenten der Türkei
„Und können wir vielleicht ganz kurz nur die türkische Flagge im Hintergrund bei mir? Sehr gut.“
Sie war dann die ganze Zeit im Bild. Zudem: Türkisch untertitelt war nur die Schmähkritik, also das „Gedicht“, nicht der „edukatorische Kontext“.
Auch glauben alle, dass Gewaltenteilung in Deutschland funktioniert. Merkel hat selbst eingeräumt, es sein ein Fehler (trotz Meinungsfreiheit, die ja auch für sie gilt) gewesen, den Beitrag als „bewusst verletzend“ zu beschreiben [was er zweifelsohne ist, s.a. die Zeile „Recep Fritzl Prikopil“], weil so der Eindruck entstanden sei, dass Ihre Meinung „hier zu irgendetwas zähle“. Heisst nämlich: „meine Meinung hierzu ist irrelevant“ (also Merkels).
„Jan Böhmermann, kannst Du mal die Klappe halten?“
Dankenswerterweise kommt Joachim Huber, der Ressortleiter Medien im Tagesspiegel zu dieser Auffassung.
Der Beitrag ist übrigens nach wie vor im Internet zu sehen
Anders, als viele behaupten: